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Sabbatical in Bangladesch – Familie ist kein Hindernis

Ein Text von Redaktion

26. März 2021

Wie kommt man dazu, mit drei kleinen Kindern für einen Monat der Elternzeit nach Bangladesch zu reisen, um dort in einem Krankenhaus zu arbeiten? Judith und Chinedu haben es gemacht – Sabbatical in Bangladesch mit Familie – und uns erzählt, was sie dort erlebt haben.

Noch bevor die Pandemie das Jahr 2020 voll im Griff hatte, begann es im Januar für eine fünfköpfige Familie aus Hamburg mit einer wertvollen Erfahrung in Südasien. Judith ist Frauenärztin, Chinedu Kinderarzt und die beiden verbindet nicht nur ihre berufliche Ausrichtung, sondern auch ihre vielen Auslandsaufenthalte sowie ihr Herz für Menschen in Not.

Judith war schon vor längerer Zeit auf das Lamb Hospital (http://www.lambproject.org/) im Norden von Bangladesch aufmerksam geworden, welches seinen Schwerpunkt auf Geburtshilfe und Kinderheilkunde hat. Das Krankenhaus hat schon seit den 70ern mit Gesundheitszentren in den umliegenden Dörfern dafür gesorgt, die hohe Mutter-und Kindersterblichkeitsrate zu senken.
In der Zwischenzeit sind die beiden Eltern von einem 5-, 3- und 1-jährigen Kind geworden – und ein längerer  Auslandsaufenthalt scheint so erstmal  unrealistisch bis unmöglich. „Okay, wenn wir es wirklich machen wollen, dann sollten wir es in Angriff nehmen“ gaben sich Judith und Chinedu einen Ruck und nahmen die Elternzeit ihrer jüngsten Tochter zum Anlass, allesamt nach Bangladesch zu reisen. Ohne die Visumsbegrenzung auf 30 Tage wären sie auch doppelt so lange geblieben – aber dann vielleicht in den Lockdown geraten.

Vier Wochen in Bangladesch – einem Land, welches trotz großer Entwicklungsschritte in den letzten Jahrzehnten immer noch mit großer Armut zu kämpfen hat und von den direkten Auswirkungen des Klimawandels geplagt ist. Dass dort die medizinische Versorgung nicht mit dem europäischen Standard gleichzusetzen ist, liegt auf der Hand. Beispielweise können ohne durchgehende Elektrizität Patienten nicht beatmet werden. Dies ist einer der Gründe weswegen man öfter mit dem Tod von kleinen Kindern konfrontiert ist. Zum Glück hat Chinedu schon unter ähnlichen Umständen im Kongo mit „Ärzte ohne Grenzen“ gearbeitet, so dass für ihn die Situation nicht komplett neu war. Während des Aufenthaltes vertrat Chinedu die Leitung der Kinderklinik, nahm täglich an den Visiten teil und schulte medizinisches Personal.

Judith kümmerte sich vor allem um die eigenen Kinder und nutzte die Gelegenheit, Erfahrungen mit Mitarbeitern des LAMB Projektes auszutauschen. Hierzu gehörte z.B. eine deutsche Kinderkrankenschwester, die seit 15Jahren dort lebt und unter anderem die Krankenpflege- und Hebammenschule aufgebaut hat. Die Familie bekam im Guest House des Krankenhauses ein Familienzimmer inklusive Verpflegung zur Verfügung gestellt. Neben ihnen wohnten auch viele Krankenhausmitarbeiter und Gäste aus der ganzen Welt auf dem Gelände.
Judith berichtet, dass es sehr inspirierend war, sich mit den verschiedensten Menschen dort zu unterhalten. Sie sei beeindruckt von den Menschen, die dort teilweise schon 10-30 Jahre leben und voller Hingabe arbeiten. Sie selbst war überrascht, wie unkompliziert alles geklappt hat und wie wohl sie sich allesamt  gefühlt haben – auch die Kinder, die täglich ihr „Dahl“ aßen, das lokale Nationalgericht, und die Zeit miteinander genossen haben. Das Resümee der Aktion „Sabbatical in Bangladesch“ lautet: „Familie ist kein Hindernis“. Aufgrund ihrer guten Erfahrung bleiben sie offen für weitere Auslandsaufenthalte.

Foto: privat

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