Sinn

Jetzt mal ehrlich: Muss man für seinen Job brennen?

Ein Text von Kristina

4. November 2019

Der Jurist Volker Kitz ist überzeugt: „Es ist nicht Aufgabe der Arbeit, eurem Leben einen Sinn einzuhauchen, den es ohne sie nicht hat.“

Immer schön: Menschen, die Klartext reden. So einer ist Volker Kitz, promovierter Jurist, Autor und international gefragter Redner aus München. In seinem Buch „Feierabend“ fragt er, wie viel Leidenschaftsblabla eigentlich eine Stellenanzeige braucht. Und eine Bewerbung. (Antwort in beiden Fällen: Null.) Sein Plädoyer: Lasst uns doch bitte alle zusammen ehrlich miteinander umgehen und Arbeit Arbeit sein lassen anstatt sie zur ultimativen Glücks- und Sinnquelle zu machen. Erfrischend ehrlich, entwaffnend logisch. Und unbedingt erforderlich. Schließlich sind alle Kanäle voll von Geschichten von Menschen, die alles hingeschmissen haben und heute ihren ultimativen Traumjob leben.

Kitz’ Diagnose: „Solche inspirierenden Geschichten richten Schaden an. Sie suggerieren, dass niemand sich im Arbeitsleben mit weniger als dem makellosen Glück zufrieden geben dürfte. (…) Millionen Menschen sitzen jeden Tag im Büro, stehen am Fließband oder kriechen für ihren Job auf dem Boden herum und fragen sich: ‚Was läuft falsch bei mir, wenn ich dabei keine Leidenschaft verspüre?’ Sie suchen, grübeln und trauern, weil in ihrem Leben offenbar ‚etwas nicht stimmt’.“

In seinem „Manifest für ehrliche Arbeit“ stellt er außerdem neun Thesen aus Arbeitgebersicht auf. Jede für sich genommen ist ein Festival für den gesunden Menschenverstand. Die vierte bringt für mich persönlich alles auf den Punkt:

„4. Eure Arbeit hat einen Sinn für die Gesellschaft, denn sie befriedigt ein gesellschaftliches Bedürfnis. Deshalb gibt es eine Nachfrage nach dem, was wir tun. Es ist nicht Aufgabe der Arbeit, eurem Leben einen Sinn einzuhauchen, den es ohne sie nicht hat. Für den Sinn eures Lebens seid ihr selbst verantwortlich.“

Wir als Christen glauben, dass der Sinn eines Lebens erst mal gar nichts mit Tun zu tun hat, sondern mit Sein, mit Beziehung. Zu Gott. Zu anderen Menschen. Eine wunderbar entlastende und befreiende Sicht – auch auf Arbeit.

(Foto von Volker Kitz: Andreas Labes)

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