Sinn

Warum arbeiten wir?

Ein Text von Matthias

17. Juni 2019

„Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, immer derselbe Rhythmus – das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das ,Warum‘ da, und mit diesem Überdruß, in den sich Erstaunen mischt, fängt alles an.“

Mit diesen Worten beschreibt Albert Camus in einem seiner Bücher den Moment, in dem auf einmal die Frage nach dem Sinn der eigenen Arbeit im Raum steht. Ist das nicht alles absurd? Ist das nicht alles sinnlos?
 
Ich denke, viele von uns kennen diese Frage nach dem Sinn oder der Sinnlosigkeit unserer Arbeit, die sich in den unerwartetsten Momenten in unseren Herzen breit macht. Vielleicht ist es nicht die ewig gleiche Routine, die uns grübeln lässt, sondern zum Beispiel die Vergänglichkeit der Arbeit. Egal, wie sehr wir unseren Job lieben – es bleibt nichts bestehen. Wir haben die State-of-the-Art Software geschrieben, die doch in einem Wimpernschlag der Weltgeschichte veraltet ist. Wir haben jahrelang an effektiveren Unternehmensstrukturen gearbeitet, nur um zu erleben, wie der neue Geschäftsführer das alles über Bord wirft. Wir haben uns in unzähligen nervenzehrenden Momenten in den sozial benachteiligten Jugendlichen investiert, nur um ihn dann in Untersuchungshaft zu besuchen. Alles vergeht, nichts bleibt – und auf einmal steht da das ,Warum‘.
 
Wir wollen dieses ,Warum‘ nicht einfach so stehen lassen. Wir alle definieren für uns Sinnstifter. Das mag die persönliche Entwicklung oder Verwirklichung sein, die meine Arbeit mir ermöglicht. Das kann das Gute sein, das in einem „sinnvollen“ Job bewirkt wird. Oder wir verdienen so gut, dass wir unserer Familie ein gutes Leben ermöglichen und uns Träume erfüllen können. All das sind legitime Sinngeber, aber reichen sie aus, um das große ,Warum‘ aus dem Raum zu verbannen?

Welche Antwort auf das ,Warum‘ finden wir im christlichen Glauben und in dem, wie Gott unsere Arbeit sieht? Es gibt dort erstaunliche Antworten, die uns eine neue Perspektive auf das ,Warum‘ geben können: zum Beispiel die Berufung, diese Welt zu gestalten und zu entwickeln, sie zu erneuern. Mit unserer Arbeit können wir etwas von dem ausdrücken, was ewigen Wert hat – seien es Kreativität, Gerechtigkeit, Hingabe, Freude, Gemeinschaft.

Matthias ist Pastor im Hamburgprojekt.
(Foto: Unsplash / Alisa Anton)

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