Für viele Menschen geht es um ihre Existenzen
17. Juni 2020
Ich arbeite als Produktionsleiter in der Fertigung, und Corona hat uns voll getroffen. Die Produktion ging weiter, wir mussten uns in den Schichten mit mehreren Teams organisieren, um die Hygieneregeln einzuhalten. Das war alles recht aufwändig, hat aber gut geklappt. Viele Arbeiter von der Linie sind in Kurzarbeit gegangen, für mich als Führungskraft war das nur für kurze Zeit ein Thema. Ich musste in den letzten Wochen auch Menschen entlassen, die Leiharbeiter waren als erstes betroffen. Das bewegt mich sehr, denn für diese Menschen geht es um ihre Existenzen. Konkret kann ich da nicht viel unterstützen. Ich versuche, Mitmenschlichkeit rein zu bringen, vielleicht fällt mir das als Christ etwas leichter. Ich habe bei einigen Chefs erlebt, wie knallhart solche Entscheidungen getroffen werden. Aber was in den Köpfen und Herzen der Leute wirklich abgeht, weiß man ja auch nicht. Persönlich hatte ich auch eine Phase, wo ich in Sorge war, ob es mich stärker betrifft mit Kurzarbeit und wie die Perspektive ist. Das hat sich zum Glück wieder gelegt.
Das wirklich härteste an der Corona Zeit für mich war, dass ich nahe Angehörige 6 Wochen nicht sehen konnte. Sie wohnen in einer anderen Stadt und haben sich strikt an die Kontaktbeschränkungen gehalten. Ich denke, das war für beide Seiten eine schwere Zeit. Nach anfänglich kurzen Treffen lassen wir nun auch Treffen übers Wochenende zu. Telefonieren und WhatsApp haben uns sehr geholfen, die Zeit zu überstehen. Nun kehren hoffentlich wieder Alltag und Routine ein.
Insgesamt denkt man schon in solchen Zeiten stärker darüber nach, was wichtig ist und was trägt. Bei mir ist das auf jeden Fall der Glaube. Ich lebe auch sonst mit Jesus, aber in Phasen wie jetzt ist das bewusster, vielleicht weil es einfach nötiger ist.
Protokolliert, die Person ist der Redaktion bekannt
Titelfoto: Unsplash (Bill Oxford)